+41 61 706 42 12
agriculture.conference@goetheanum.ch
EN DE FR ES
  • Tagung 2023
    • Workshops
    • Künstlerische Kurse
    • Open Space
    • Digitale Tagung
    • chinese
  • Tagung 2024
  • News
  • Infos
    • Vergangene Tagungen
    • Presse
    • Anreise
    • Reisekostenunterstützung
    • Unterkünfte
    • 2024
  • Über uns
    • Kontakt
    • Sektion für Landwirtschaft

100 Jahre Landwirtschaftlicher Kurs

Der Mensch wird zur Grundlage gemacht 

Landwirtschaftliche Tagung / 7. – 10. Februar 2024

100 Jahre Landwirtschaftlicher Kurs

Landwirtschaftliche Tagung / 7. – 10. Februar 2024
  1. Landwirtschafliche Tagung
  2. Tagung 2024

Rückblick auf die Landwirtschaftliche Tagung 2022 – Qualität biodynamisch! wahrnehmen, erleben, gestalten

Erstellt von Jasmin Peschke / Jean-Michel Florin | 14.02.2022 |   Presse

Zum zweiten Mal fand die Landwirtschaftliche Tagung am Goetheanum online statt. Über 650 Menschen von allen Kontinenten nahmen an einem vielfältigen Programm teil, das Vorträge, interaktive Workshops, Open-Space-Angebote und künstlerische Darbietungen umfasste.

Nachdem die landwirtschaftliche Produktion im vergangenen Jahrhundert hauptsächlich auf Quantität ausgerichtet war, richtet sich der Fokus heute auf die Erzeugung von Qualität. Aber von welcher Qualität sprechen wir? Von einer einfachen äusseren Qualität, die ein bestimmtes Aussehen und einen bestimmten Nährstoffgehalt garantiert, oder von einer umfassenden Qualität, die Vitalität, Authentizität und sogar die Ethik der Lebensmittelproduktion mit einschliesst? Denn wir ernähren uns nicht nur von Nährstoffen, sondern auch von Kräften und von Sinnhaftigkeit – und wir suchen sogar Begegnungsqualität im Lebensmittel.

Von Anfang an war die Erzeugung einer umfassenden Qualität unserer Nahrungsmittel ein wesentliches Anliegen der biodynamischen Landwirtschaft. Es sind die vielen Facetten dieser lebendigen Qualität, die die verschiedenen Redner im Laufe der Landwirtschaftlichen Tagung vorgestellt haben.

Starke Worte von starken Menschen

Arizona Muse, Gründerin der DIRT Foundationfor theRegenerationof Earth und Topmodel aus Amerika, eröffnete den Kongress mit einem beispiellosen Plädoyer für die biodynamische Landwirtschaft und für die Pflege der Erde als lebendiges Wesen. Die dramatischen Auswirkungen der Textilindustrie auf Erde und Menschen haben sie dazu gebracht, sich voll und ganz für die biodynamische Landwirtschaft zu engagieren. Carlo Petrini, der Gründer der internationalen Slow-Food-Bewegung, zeigte, wie jeder – vom Bauern bis zum ganz normalen «Esser» – ein Co-Produzent ist und dadurch zur Qualität beiträgt. Maike Ehrlichmann, eine erfolgreiche Ernährungstherapeutin, begeisterte mit ihrer selbst entwickelten Ehrlich-Essen-Methode. Diese bringt Ratsuchende dazu, ihren eigenen inneren Ernährungsberater zu aktivieren.

Atmosphäre und Stimmung für gute Qualität

Wie Qualität sich erst auf der Grundlage einer bestimmten Quantität entwickelt, wurde von Ueli Hurter am Beispiel von Getreide und Milch gezeigt. Jean-Michel Florin legte dar, wie im Gegensatz zu der messbaren Quantität das Erfassen der Qualität einen ganzheitlichen atmosphärischen Ansatz braucht. Er erläuterte in diesem Zusammenhang, wie sich jeder Mensch jeden Tag durch seine Sinne dazu befähigen kann.

Qualität ist wie ein Faden, der sich durch alle Etappen und Phasen vom Boden bis zum Teller zieht. Die grosse Frage, die über die Einhaltung von Qualitätsstandards durch externe Kontrollen hinausgeht, ist, wie man eine Sensibilität und eine Haltung entwickeln kann, die es ermöglichen, eine umfassende, lebendige Qualität im gesamten Produktionsprozess entstehen zu lassen. Ein Bestandteil davon ist, auf die Atmosphäre zu achten; sei es im Stall bei den Tieren, in der Molkerei, im Laden oder sogar in der Küche. Jeder weiss, wie sehr sich die gute Stimmung in einer Familienküche auf die Mahlzeiten auswirkt. Obwohl es sich hierbei um einen subtilen, schwer messbaren Aspekt handelt, macht genau dieser oft den Unterschied aus. Davon wusste Agata Glazar als Küchenchefin aus Erfahrung zu sprechen. Sie kocht mit den Lebensmitteln, die verfügbar sind, und mit Passion, ganz ohne Rezept. Fragt ein Gast danach, erzählt sie die Geschichte des Lebensmittels. Die aufmerksame, sinnliche Beobachtung der reichhaltigen Farben und Aromen von frischem Obst und Gemüse ist ihre Grundlage für eine gesunde und genussvolle Mahlzeit.

Inhaltliche Vertiefung

Die folgenden Vorträge zeigten, wie feine biodynamische agronomische Praktiken die Integration von Wachstums- und Differenzierungs- (oder Reifungs-) Prozessen der Kulturpflanze fördern. Die richtige Steuerung der Prozesse durch Kulturmassnahmen ermöglicht es, sowohl die optimale Menge als auch die optimale Qualität zu produzieren.

Der Arzt Thomas Hardtmuth erläuterte, dass wir über den Teller hinausgehen und hinaussehen müssen, bis in unseren Darm, bis in das Mikrobiom, dessen wesentliche Rolle für unsere physiologische und psychische Gesundheit zahlreiche neuere Forschungsergebnisse belegen. Umgekehrt ist das Mikrobiom extrem empfänglich für Stimmungen und eine schön und ansprechend gestaltete Umgebung. Dies konnte auch bei Tieren wie beispielsweise Kühen beobachtet werden. Starker und lange anhaltender Stress stört die gesunde Zusammensetzung der Mikroflora im Darm nachhaltig. So erstreckt sich die Qualität der Ernährung auf die Atmosphäre der Mahlzeiten und sogar auf die Lebensatmosphäre im Allgemeinen.

Praxisbeispiele

Die Qualitätsentwicklung stützt sich auf die Entwicklung der Vielfalt des Lebens und die Entwicklung menschlicher Gemeinschaften, wie zwei sehr unterschiedliche Beispiele zeigen: zum einen die Initiative der biodynamischen Stadtgärten der Stadt Rosario in Argentinien (erster Preis 2021 vom World Resources Institute), die fast 1‘000 Hektar städtisches Land rekultiviert hat; zum anderen die durch das spanische Weingut Gramona in der Nähe von Barcelona ins Leben gerufene Allianz für das Land (Alianzas por la Tierra) – hier wurden über 450 Hektar Weinmonokulturen in eine vielfältige biodynamische Landwirtschaft mit Tierhaltung umgewandelt.
Mechthild Knösel, eine passionierte Landwirtin aus Deutschland, stellte auf eindrückliche Weise unter Beweis, wie die Ethik direkt mit der Qualität verbunden ist. Aus Verantwortung und Respekt für ihre Tiere hat sie sich dafür entschieden, dass kein Tier lebend ihren Hof verlässt. Sie beteiligte sich an einer Studie, die zeigte, dass Stresshormone bei Kühen nach einer Hofschlachtung erheblich niedriger sind als bei einer Schlachtung im Schlachthof. Dies hat direkt messbare Auswirkungen auf die Qualität des Fleisches.

Verarbeitung

Um die Qualität während des gesamten Herstellungsprozesses aufrechtzuerhalten, muss das Produkt bei der Verarbeitung «veredelt» werden, und zwar im Sinne von «erheben», wie es das französische Wort «élevage» sagt. Dies illustrierte der Bäcker und Bauer Olivier Clisson mit wunderschönen Bildern.

Romana Echensperger, Master of Wine und Buchautorin, sprach von der Freiheit des Winzers, denn eine lebendige, authentische Qualität zu produzieren erfordere, dass der Erzeuger frei produzieren könne. Während der Interviews für ihr Buch «Von der Freiheit, den richtigen Wein zu machen» hat sie entdeckt, dass der biodynamische Weinbau im Gegensatz zum industriellen Weinbau, der die Praktiken fixiert und standardisiert, auf der Freiheit und Souveränität des Erzeugers beruht, sodass ein jeweils ganz individueller und authentischer Wein entsteht.

Der Önologe und Forscher Georg Meissner plädierte für die subtile Beobachtung der Rebe, um ihre Geste zu verstehen. Dies sei die Grundlage für ihre Verwandlung in die einst heilige Substanz des Weins und für authentische Terroir-Weine.

Bewusstseinsentwicklung und Qualität

Die morgendlichen Einführungen von Jasmin Peschke, die von herrlichen musikalischen Improvisationen begleitet wurden, zeichneten die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins parallel zu der des Qualitätsbegriffs nach. Nach einer Phase der intuitiven Wahrnehmung von Qualität haben sich im späten Mittelalter und in der Renaissance nach und nach alle sinnlich wahrnehmbaren Qualitäten reduziert. Aus Sorge um Objektivität wurde Qualität auf Zahlen, Daten und Fakten reduziert. Diese Rationalisierung führte zur Industrialisierung der Landwirtschaft. Sie produziert Karotten und Lebewesen wie etwa Autos, also tote Gegenstände, und kontrolliert ihre Qualität durch entsprechende Kriterien und Methoden. Die grosse Herausforderung unseres Jahrhunderts besteht darin, ältere landwirtschaftliche Produktionsweisen und qualitative Methoden wiederzuentdecken. Sie ermöglichen es, eine lebendige Qualität zu produzieren und zu begreifen. Die biodynamische Landwirtschaft kann auf eine fast 100-jährige Erfahrung zurückblicken und möchte ihren Beitrag zu dieser Suche leisten.

Ausblick

Die Landwirtschaftliche Tagung endete mit einem Aufruf des amerikanischen Biologen und Wissenschaftsphilosophen Craig Holdredge, der Wege zu einer qualitativen Herangehensweise an die Natur aufzeigte. Kommt der Mensch wieder in Kontakt mit der Natur, kann die Entfremdung, die zur Zerstörung unseres Planeten geführt hat, überwunden werden.

Die nächste Landwirtschaftliche Tagung findet Anfang Februar 2023 zu diesem Thema statt: Evolutive Landwirtschaft – ein Rückblick als Vorblick auf 100 Jahre Biodynamik.

Jasmin Peschke und Jean-Michel Florin
Sektion für Landwirtschaft

Agriculture Conference 2022 - Arizona Muse. Foto: Lin Bautze
Zurück

Sektion für Landwirtschaft

Goetheanum
Hügelweg 59
4143 Dornach/Schweiz

fon +41 61 706 42 12
agriculture.conferencenoSpam@goetheanum.ch

© Copyright 2023 Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft. Alle Rechte vorbehalten.

Datenschutz Impressum

Impressum

Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft

Rüttiweg 45
4143 Dornach/Schweiz
Tel. +41 61 706 42 42
Fax +41 61 706 43 14
sekretariatnoSpam@goetheanum.ch
UID: CHE-103.601.774

Webmaster
webmasternoSpam@goetheanum.ch

Konzeption, Design und technische Umsetzung sowie Betreuung und Hosting
PIXELPETER GmbH
Rüttiweg 56
4143 Dornach/Schweiz
www.pixelpeter.ch