Das Tagungsthema «You Never Farm Alone – lebendige Gemeinschaften für die Zukunft» erinnert daran, dass die Arbeit auf dem Hof stets ein Akt der Verbindung und gegenseitigen Abhängigkeit ist. Und zwar auf vielen Ebenen: Ob in der Zusammenarbeit mit anderen Landwirt:innen, beim Aufbau lokaler Märkte, beim Erwerb von Land oder beim Bau von Gebäuden mit Unterstützung von Freund:innen und Familie oder im Einklang mit den Wesen der Natur – wir arbeiten nie allein.
Das Thema wurde erstmals in Belgien von Antoine De Paepe vom biodynamischen Hof De Kollebloem in Herzele während des Treffens des Vertreterkreises im Herbst 2024 erwähnt. Angesichts zunehmender Herausforderungen für die biologische und biodynamische Praxis verweist «You Never Farm Alone» auf Wege und Vorteile, die neue, lebendige Gemeinschaften für die Zukunft schaffen können.
Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass das Wohlergehen jedes Hofes vom Gemeinschaftsleben abhängt. Hofgemeinschaften bestehen nicht nur aus den Landwirt:innen, sondern auch aus den Verbraucher:innen der Produkte, den Händler:innen, die die Brücke zu den Märkten bilden, und allen weiteren Gliedern der Wertschöpfungskette. Soziale Landwirtschaft schafft Räume, in denen sich alle Menschen – auch solche mit besonderen Bedürfnissen – entwickeln können. Gleichzeitig eröffnen Hofgemeinschaften die Möglichkeit, neue pädagogische, soziale und wirtschaftliche Impulse zu setzen und kreative Wege für die Zukunft zu finden.
Die Landwirtschaftliche Tagung 2026 wird sich darauf konzentrieren, die vielen Dimensionen des gemeinschaftlichen Lebens zu erforschen, das die biodynamische Bewegung trägt, mit Blick auf die Gegenwart und die zukünftige Entwicklung. Durch gemeinschaftliche Arbeit werden Höfe zu Orten, an denen Biodiversität und Nachhaltigkeit gestärkt werden – als Antwort auf eine Welt, die oft die Bedeutung von Maschinen höher wertet als die von Menschen.
Die Vielfalt der Gemeinschaft erkunden
Die Tagungsbeiträge sollen alle Ebenen der Gemeinschaft abdecken – von mikroskopischen Bodenorganismen über spirituelle Rhythmen der Erde bis hin zu wirtschaftlichen Grundlagen. Das Programm basiert, wie in den vergangenen Jahren, auf Vorschlägen der Mitglieder der weltweiten biodynamischen Bewegung und des Vertreterkreises und konzentriert sich auf drei Schwerpunkte:
- Gemeinsames Wirtschaften neu denken
- Heilkunst, Erziehungskunst, Landbaukunst und soziale Kunst verbinden
- Gemeinschaften für Wissen und Forschung gestalten
Die Tagungseröffnung am Mittwoch, den 4. Februar, gestaltet sich aus einem Panel mit drei Hofgemeinschaften, die zeigen, wie soziale, wirtschaftliche und landwirtschaftliche Praktiken heute innovativ verbunden werden können. Panelteilnehmer:innen sind Anna Jones-Crabtree, María Esther Nieto und Clemens Voigts. Anschließend folgen Vorträge von Aonghus Gordon und Tara Gratton über das Potenzial des Menschen und des Hofes aus der Sicht des lebendigen Organismus Hof.
Im Abendvortrag wird Ueli Hurter die Arbeit der Landwirtschaftlichen Sektion als Teil der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum hervorheben. Hier gilt «Zusammenarbeit aus freiem Willen», ähnlich wie auf einem Hof, ähnlich wie in einer solidarischen Wirtschaftsgemeinschaft. Seine Betrachtungen werden sich auf unsere gemeinschaftliche Verantwortung für die aktuelle und die zukünftige Entwicklung der Erde sowie auf die tiefere spirituelle Bedeutung des diesjährigen Konferenzthemas konzentrieren. Zum Abschluss sehen und hören wir die «Zeitenwende», die vierte Strophe der Grundsteinmeditation von Rudolf Steiner.
Nach dem Eröffnungstag beginnt jeder Tag mit der Lesung und vertiefenden Studie des Michaelbriefs «Michaels Erfahrung bei der Erfüllung seiner kosmischen Mission», der als spirituelle Grundlage der Konferenz dient. Danach folgen Workshops und Panels. Die Vormittags-Workshops befassen sich mit den Hauptthemen der Tagung und bringen Perspektiven aus der ganzen Welt ein, während die Nachmittags-Workshops künstlerische Impulse setzen und ergänzende Aspekte vertiefen. Beispiele der gemeinschaftlichen Arbeit kommen in den Nachmittags-Panels auf die Bühne und regen zum Austausch über die biodynamische Praxis weltweit an.
Die Kraft der Gemeinschaft
Wir leben in einer Zeit der Zersplitterung und weit verbreiteten Ernüchterung. Dennoch bleibt die biodynamische Bewegung lösungsorientiert, was Hoffnung und Kraft geben kann. Gemeinsames Arbeiten bringt Unterstützung, Inspiration und ermöglicht, eine bessere Zukunft zu gestalten. Durch Zusammenarbeit entstehen neue Gemeinschaften, die dringend nötig sind, um den Herausforderungen unserer Zeit zu begegnen.
Rudolf Steiner schrieb über die Kraft gemeinschaftlichen Handelns:
«Geben wir uns in der Bruderschaft auf, so ist dieses Aufgeben, dieses Aufgehen in der Gesamtheit eine Stählung, eine Kräftigung unserer Organe. Wenn wir dann als Mitglied einer solchen Gemeinschaft handeln oder reden, so handelt oder redet in uns nicht die einzelne Seele, sondern der Geist der Gemeinschaft. Das ist das Geheimnis des Fortschritts der zukünftigen Menschheit, aus Gemeinschaften heraus zu wirken.» (GA 54)
Eduardo Rincón ist Co-Leiter der Sektion für Landwirtschaft.














